Das zweite Buch, das Ende vom Anfang

Mein Herz ist schwer, es bebt unter meinen Füßen.
Meine Welt, sie war grün, strahlte vor Farben und Blüten.
Du hingegen bist geboren inmitten von Wirtschaft und Lügen.
Denn du weißt nicht wie schön es ist, das Singen und Surren der Tiere.
Weißt nicht wie viele Farben und Gerüche in diesen Früchten.
Das Knacken der Äste unter meinen Füßen.
Der Wind in den Blättern, auf Feldern und Wüsten.
So standen wir da, uns jegliche Luft zum Atmen raubend, in die Augen starrend.
Hinter dir, eine Welt die einst meine war, nun grau und still.
Hinter mir, all die Farben die du dir wünschst.
Ich knie mich vor dich, dir mein Vertrauen entgegenbringend.
Mein Kopf gesenkt, meine Augen nach oben gerichtet.
Dein Interesse galt nicht mir, nur meinem Wesen
Und als du merktest "nun mehr kann sie mir nicht geben",
so wolltest du auch mich, egal ob sterbend oder lebend.
Ich schau dir nicht ohne mein Leib zu, an deiner Wand hängend.
Bis du den nächsten holst, der mit mir verwandt.
So richte ich mich auf, hole aus, verstand.
Das ist das, was das Grau mit dir verband.
Du liegst leblos da ich fall zurück auf alle viere
bevor ich mich zurück in meine Höhle verkrieche.

Wie ich mich beschreiben würde ?
Allem Anschein nach bin ich überhaupt nicht von Vorurteilen belastet aber dennoch bin ich oft oberflächlich und pessimistisch.
Ich kann reden wie ein Wasserfall aber wie viel von dem, was ich sage hat schon einen Wert. Ehrgeiz.. nun ja, das ist mir kein Begriff. Ich bin froh, dass ich etwas habe worin ich aufgehen kann ansonsten wäre ich wohl verloren.
In meinem Kopf hat sich etwas eingemurmelt, was mir ständig sagt, dass ich besser sein müsse.
Besser in allem was ich tue und besser als jeder der es tut.
Ich frage mich ob diese Eigenschaft bestehen bleibt. - ich hoffe nicht.
Anders sein ist mir wichtig, ich mag es dennoch nicht angeguckt zu werden und trotzdem schaue ich jedem nach. Mein Kopf ist ein schwenkender Scanner, der alles beurteilt was ihm entgegen kommt.
Mir ist bewusst das Loslassen ein wichtiger Bestandteil meiner Lebensmoral sein sollte und doch klammere ich mich mit aller Kraft an den Menschen den ich liebe.
Meine Hülle ist kräftig, ich hingegen ein kleiner schwacher Körper, der nichts als Angst und Egoismus beherbergt.
Seit Stunden liege ich im Bett mit dröhnenden Kopfschmerzen, die sich von meinem Nacken über meinen vorderen Stirnlappen bis hin zu meinem Nasenbein erstrecken. Mit Schmerzen kann ich jedoch umgehen. Ich bleibe objektiv.
Was mir gut tut weiß ich nicht, deswegen bevorzuge ich es bekannte Wege auf und ab zu laufen.
Ich lasse mir ein heißes Bad ein, lege mich hinein und nehmen den Duft des nach Lavendel riechenden ätherischen Öles wahr.
Je voller die Wanne wird, desto schwerer wird mein Körper. Ich versinke in dem Gefühl von Schmerz und einem Hauch von Entspannung.
Wie es mich früher befreite meine Gefühle zu offenbaren, so macht es mir heute angst.
Ich sträube mich davor und lasse niemanden an mich heran.
Weinen tue ich nur noch, wenn ich alleine bin. Wenn ich mich stark genug fühle, dieses Gefühl anschließend wieder beiseite zu legen.
Um mich herum sind viele Menschen. Menschen, die behaupten sie seien meine Freunde. Wenn du mich fragen würdest, wie oft ich sie sehe würde ich wohl antworten, nie.
Es liegt nicht an ihnen. Ich bin eben verpackt. Nicht unehrlich einfach nur verpackt.
Verpackt in dieses alleine Kämpfen. Nach außen bin ich aufgeschlossen, laut und doch bin ich eigentlich nichts der gleichen.

Er liebte nicht nur sie, sondern auch ihr Herz.
Vor Jahren verlor er seines, gewann ihres, verlor ihres, verlor sich.
Ihre Liebe ist unbeschreiblich stark, für viele nicht menschlich für mich unbeschreiblich.
So gab es ein ständiges hin und her.
Zwei unzufriedene Herzen, die füreinander kämpften und im Kampf verloren sie das Gefühl, für das sie kämpften - Die Liebe.
Sie verfingen sich in den Stricken, die sie sich selbst anlegten und zogen sie immer fester, bis beide keine Luft mehr bekamen.
Sie zerstörten sich und im selben Atemzug einander.
Doch alles was sie wollten war, dass ihr gegenüber sie so liebte wie sie es taten.

Ich begebe mich in einen Raum in mir, in dem ich schon lange nicht mehr war.
Früher gelang es mir nicht aus ihm zu entwischen und jetzt, wo es mir gelingt möchte ich nicht mehr zurück.
Aber wie wir wissen, gibt es das Gute nur mit dem Böse und andersherum genauso.
Ich lasse also alles an Trost und Sicherheit hinter mir und falle.
Es ist nicht dunkel hier, nicht wie damals.
Jetzt brennt hier eine kleine Kerze, sodass ich mir in aller Ruhe mein gewohntes Umfeld ansehen kann.
Die Wände kahl, der Boden mit Kartons ausgelegt. Ich setzte mich.
Es fühlt sich fremd an, nicht mehr so vertraut wie damals.
Ich weiß noch, wie ich mich danach sehnte, nach diesem Schmerz in mir und jetzt tu ich alles um ihr nicht ins Auge zu sehen.
Sie sitzt nun vor mir.
Sie starrt mich ängstlich an.
Ich schmunzle, wir kennen uns.
Ihre Augen sind kalt und feucht, sie ist zart und zerbrechlich.
Wenn sie in mir herumspukt wirkt sie ganz im Gegenteil unwahrscheinlich stark, so stark dass sie mich einschüchtert. Ich kannte sie nur als solche, die meine Ängste und meine Schwächen zu ihrer Stärke macht seitdem ist viel Zeit vergangen in der sie alleine hier war.
Und trotzdem möchte ich sie jetzt mehr denn je in den Arm nehmen.
Ich möchte sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut wird.
Und das, was sie jetzt fühlt nichts zu bedeuten hat.
Ich umarme sie.
Ihr Körper fühlt sich schwach an so als würde sie gar nicht mehr wirklich da sein.
Aber ohne sie würde dieser Raum hier nicht existieren also muss sie da sein.
Plötzlich fühle ich wie ein lauwarmer Tropfen an meiner Schulter herab gleitet.
Es ist als würde sie auftauen, als würde ihre Träne genau das symbolisieren.
Ich spüre ihren Herzschlag durch ihren Brustkorb an meinem Brustkorb pulsieren.
Ihr Atem setzt ein aber sie hat noch immer keinen Laut von sich gegeben.
Kein einziges Wort gesagt.

Ich lege mich in das nahezu kochend heiße Wasser in der Badewanne.
Vielleicht empfinde ich es nur als kochend heiß, weil ich selbst so kalt bin.
Ja.. fast schon am erfrieren.
Als ich meinen ersten Fuß hineinhalte empfinde ich es als schmerzhaft aber ich weiß, dass es an meiner momentanen Körpertemperatur liegt.
Ich lege mich fest entschlossen hinein.
Hinein in den künstlichen Duft der Blumen.
Der Nebel steigt auf und vermischt sich mit den Klaviertönen, die aus den Lautsprechern erklingen.
Wenn ich hier schwebe im Wasser, dann fühle ich mich weder gut noch schlecht.
Es ist als wäre ich fern von allem, was sich hinter der Tür verbirgt jedoch viel zu tief in meiner selbst.
Ich muss nicht viel nachdenken um festzustellen, dass meine Körpertemperatur steigt, ich im innern dennoch friere.
Während ich starr nach vorne Blicke und trotz meiner regelmäßigen Atmung zu ertrinken drohe, fühle ich mich einsam.
Niemand da, der versucht meine Seele zu berühren.
Niemand da, der versucht mein Herz zu berühren.
Niemand da, der versucht mir die Luft zu schenken, nach der ich strebe.
Stattdessen ist da die Kälte und der Versuch meinen Körper mit Hilfe des nahezu kochend heißen Wassers zu erwärmen.

Kein Schmerz, keine Trauer, nichts bringt mich zum Weinen.
Keine Angst, keine Emotion, kein Wort bringt mich zum Weinen.
Ich fühle mich, als wäre ich eingestürzt.
Als gebe es nach dem Zusammenfall keinen Wiederaufbau mehr.
Lächeln ist nicht schwer, wirklich nicht.
Wieso ist es dieses Mal so schwer zu weinen.
Ich will sie loswerden, diese Tränen.
Fühlen möchte ich, einfach nur wieder etwas fühlen.
Komme nicht weiter als bis zu dem Punkt, an dem sich meine Lippen zusammenpressen und
in mir, dieses eigenartige Gefühl der Enttäuschung hochkommt.
Kein Schritt weiter.

Nur in deiner Nähe, da schaff ich es.
Ich schaffe es loszulassen.
In deiner Nähe, du wunderschönes Geschenk der Natur.
Du majestätisches Wesen.
Deine Augen sprechen das einzig Wahre.
Deine Augen sind wie ein Spiegel meiner Seele.

Ich möchte dich umgeben mit  meiner Liebe.
Wenn ich sie in dich investiere, werde ich nicht enttäuscht.
Aber wenn ich dich in meinen Armen halte, dann weiß ich nicht ob du diese Liebe willst.
Vielleicht bin ich auch nur zwangsläufig dein Laster.
Ich bin schließlich, das was du dir nicht aussuchen konntest.
Ich hingegen konnte nicht mit dem Gedanken leben, ohne dich zu sein.

Manchmal, da sitze ich regungslos da.
Ich weine.
Jede Träne, die meine Augen verlässt, gleitet den Weg hinunter, den zuvor ihr Vorgänger schon hinunter glitt.
Mein Hals brennt.
Meistens höre ich in solchen Momenten Musik.
Dann bin ich still.
Fühle mich fern von allem und jeden.
Und selbst wenn jemand in meiner nähe ist, fühle ich mich trotz dessen einsam.
Mein Kopf- er ist sehr kritisch. Meist mir selbst gegenüber.
Hin und wieder da kann ich stark sein aber jetzt bin ich meinem Kopf untergeben.
Ich nicke und stimme allem zu.

Die Distanz zu meinem Herzen und auch zu dem Schmerz, der sich dort befindet ist gestiegen.
Nach jeder Annäherung, folgt eine Enttäuschung und daraufhin verhärten sich die Fronten.
Sie vereisen praktisch.
Ich vereise praktisch und ich will auch nicht mehr auftauen.

Es liegt an dir.
Der Schmerz, er ist verbunden mit dir.
Mich zu lösen wird so schmerzhaft sein,
wie es schmerzt, dich an mir zu haben.
Ich muss mich von dir lösen um stärker zu werden.

Wie lange soll ich noch kriechen.
Ich möchte endlich aufrecht gehen.
Laufen. Von dir weg.
Nie wieder etwas von dir hören oder sehen.
Niemand tut so weh wie du.